Mein Licht

Hallo,


wenn du gerade diese Zeilen liest, dann hast du dich dafür interessiert, was ich dir zu sagen und zu erzählen habe. Dann bist du genau die richtige Person, um das zu lesen, denn ich schreibe diese Zeilen, um dir meine Wertschätzung auszudrücken.

Ich nutze die Weihnachtszeit, um dir wieder einen Brief zu schreiben. Irgendwie ist die Sprache in Schrift doch anders als in Wort. Auch die Persönlichkeit ist schon mal anders, wenn man sich in Ruhe hinsetzen und nachdenken kann. Schreiben ohne zu reden.
Weißt du, manchmal weiß ich nicht, was ich dir sagen soll. Manchmal habe ich einfach nichts zu sagen. Manchmal habe ich so viel zu sagen, aber ich weiß nicht wie. Oder wann. Doch ist es zu Weihnachtszeit mehr als angebracht, alles, was am Herzen liegt, auszusprechen, Leute mit Besinnung und vielleicht ein wenig Wunder und Wärme zu bereichern.
Einmal sagte mir ein Mensch, dass jede Person, die uns (auch wenn nur kurz) auf unserem Weg begleitet, uns etwas lehrt, uns etwas bei- und mitbringt. Ob das im positiven oder negativen Sinne ist, ist unerheblich. Damals dachte ich, es sei Quatsch. Und doch merke ich regelmäßig, dass dieser Mensch so Recht hatte. "Auch ich bin dir eine Lektion", sagte er noch zu mir. Ich lächelte ihn an, ohne es genau verstanden zu haben. Es war eine flüchtige Begegnung im Trubel einer Familienfeier und ich wollte einfach nur weiterspielen. Heute ist diese kurze Konversation oft in meinen Erinnerungen und geistert in meinem Kopf herum. Denn ich habe daraus gelernt. Die Botschaft, auch wenn Jahre später, kam bei mir an. Und jedes Mal, wenn ich von Menschen, oder eben Leben, eine Lektion erhalte, erwische ich mich dabei, wie ich mich an diese Person erinnere.
Nun sitze ich hier, am Schmierzettel, und denke nach, was vom Schmierzettel in den "echten" Brief an dich gehen soll. Perfekt. Schöne Schrift. Keine durchgestrichenen Zeilen. Ich denke darüber, was ich durch dich lernen durfte und mir fällt dazu vieles ein. Und doch hoffe ich, dass der Weg, auf dem wir uns gegenseitig begleiten, nicht hier und nicht jetzt zu Ende geht. Der war hier und da etwas holprig und es gab viele Steine auf diesem Weg. Es wird, vermutlich, immer so sein. Dennoch ist es bemerkenswert, dass wir sind, wo wir sind und uns gut zu verstehen und leiden gelernt haben. Schön dabei ist, dass dies geschah, weil es einfach so ist und nicht so sein muss.
Jetzt halte auch du kurz inne und nimm dir eine kleine Pause von der Außenwelt. Nimm dir wenige Augenblicke Zeit, um zu überlegen, welche Lektion ich für dich war. Oder bin. Wie wäre es für dich, wenn ich plötzlich vollkommen weg wäre? Es wäre sicher nicht so schlimm für dich, aber irgendwie, irgendwo, irgendwann würde dir etwas fehlen. Dann würdest du denken: "Stimmt, hat sie mal gemeint..."
Lange Rede, kurzer Sinn: da es traditionell weit verbreitet ist, Weihnachten als Zeit der Dankbarkeit und Vergebung zu betrachten, möchte ich dir für deine Freundschaft, für dein Vertrauen und für die gemeinsame Zeit danken. Es sind meistens interessante, außergewöhnliche und manchmal gefühlt sogar nur flüchtige Momente, wenn die Zeit zu schnell rast. Und doch verbleiben diese Augenblicke in Erinnerung und beleuchten meine Tage und Nächte mit vielen wundervollen Farben, wie die Schleier der Aurora im Nachthimmel. Bewundernswert. Spektakulär. Groß. Unfassbar. Unbeschreiblich. Vergänglich. Unvergesslich.
In diesem Sinne:


"Es ist nichts beständiger als die Unbeständigkeit."

- I. Kant.


Frohe Weihnachten,


Deine L.